Hector Berlioz war von der Musik Glucks begeistert. In Paris hörte er dessen Erfolgsopern „Iphigénie en Tauride“, „Orphée“, „Alceste“ und „Armide“. In der italienischen Originalversion des „Orphée“ hatte Gluck die Titelrolle für einen Kastraten komponiert und für die Aufführungen in Frankreich für einen hohen Tenor umgeschrieben. 1859 richtete Berlioz die Oper so ein, dass die Rolle des Orpheus nun von der großen Mezzosopranistin Pauline Viardot gesungen werden konnte, mit der er zu jener Zeit zusammenarbeitete. Die offensichtlichste formale Änderung durch Berlioz war die Gliederung in vier statt drei Akte; die Szenen in der Unterwelt und auf den Elysischen Feldern sind nun getrennte Akte. Auch bestimmte Teile der Partie des Orpheus, am stärksten in den Rezitativen, wurden verändert. Glucks Orchestrierung erfuhr eine gründliche Überarbeitung. Berlioz’ Fassung von Glucks „Orphée“ ist im 2005 erschienenen Band 22a der „New Berlioz Edition“ veröffentlicht; der Klavierauszug basiert darauf.