Lange als zweitrangig eingestuft, weil seine Uraufführung mit einem politischen Ereignis zusammenhing, steckt „Les Fêtes de l’Hymen et de l’Amour” voller dramaturgischer Neuheiten, die eine Ahnung auf Rameaus spätere Opern wie „Za?s“, „Zoroastre“ und „Les Boréades“ vermitteln. Zusammen mit dem Librettisten Cahusac versuchte Rameau in diesem Ballett, Tanznummern, Chöre und die Bühnenmaschinerie enger in die Haupthandlung einzubinden. Zudem experimentierte er mit musikalischen Stilmitteln, die innerhalb seines Werks einzigartig blieben: Am berühmtesten sind zweifellos die Szene, wo der Nil über die Ufer tritt – ein eindrucksvoller zehnstimmiger Doppelchor mit Solisten und Orchester, sowie das Sextett aus „Aruéris“, eine für Rameau beispiellose Besetzung.

Mit dieser Kritischen Edition der „Fêtes de l’Hymen et de l’Amour“ liegt erstmals eine Referenzversion des Werks vor, die sich auf sämtliche wichtigen Quellen für das Libretto und die Musik (und hier insbesondere auf zwei neuere Entdeckungen) stützt. Da das meiste Notenmaterial der Uraufführung verloren ging, wurde der vorliegenden Edition die 1748 für die Académie royale de musique erstellte Fassung zu Grunde gelegt.