Cavalleria rusticana, Mascagnis leidenschaftliche Erzählung über Eifersucht, Sex, Liebe und Familie, wurde am 17. Mai 1890 am Teatro Constanzi in Rom uraufgeführt, nachdem das Werk bereits den ersten Platz in Sonzognos Wettbewerb für Einakter belegt hatte. Neben den schwelgerischsten und prächtigsten Abschnitten, welche die Oper populär gemacht haben, beleuchtet die Bärenreiter-Neuausgabe vor allem Mascagnis feinsinnigen Umgang mit Details in Harmonik, Dynamik und Artikulation. Während sich die Oper scheinbar nahtlos und unaufhaltsam zum dramatischen Abschluss entfaltet, offenbart Mascagnis autographe Partitur im Gegensatz dazu die Arbeit, die hinter dem Meisterwerk steckt. In Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Leopoldo Mugnone (der später auch die ersten Aufführungen von Puccinis Tosca dirigierte) nahm der Komponist viele Änderungen vor, darunter Kürzungen, Transpositionen und Substitutionen, hauptsächlich von wiederholten Chorpassagen und instrumentalen Überleitungen. Musikalische Änderungen befinden sich, mit Ausnahme der beiden Instrumentalstücke Preludio und Intermezzo (Nr. 6), in fast allen Teilen der Oper – es gibt eine Menge wunderbarer Musik zu entdecken.
Besonders interessant ist die Streichung in Nr. 4, die zeigt, dass Mascagni alternative Schlüsse zu Santuzzas Romanza vorgesehen hat. Bislang nicht bekannt ist die Fassung mit einem instrumentalen Nachspiel und einer Kadenz, die Applaus ermöglicht. Masagnis Anweisungen für die Ausführung dieses alternativen Endes stehen in Takt 8 über- und unterhalb des Systems. „Per terminare la Romanza si ometta questa Battuta. Altrimenti si continui, attacando al segno.“ Ein weiterer faszinierender Abschnitt, der gestrichen wurde, befindet sich im Finale Nr. 8. Ein kurzes, engstimmig geführtes chromatisches Zwischenspiel für zwei Fagotte gibt Alfio und Turiddu vor ihrem unvorhergesehenen Gefecht die Möglichkeit, sich schweigend zu betrachten.
Im Anhang zur Neuausgabe sind alle gestrichenen Passagen in ihrer ursprünglichen Tonart enthalten und geben somit nicht nur Einblick in Mascagnis Kompositionsprozess, sondern ermöglichen auch, das Werk zu rekonstruieren und es in seiner ursprünglichen Fassung aufzuführen.

Diese bislang unveröffentlichten Passagen sind seit 1. Januar 2016 auf Anfrage erhältlich. Die Neuausgabe des vollständigen Werkes befindet sich in Vorbereitung.
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