Charpentier schrieb „In nativitatem Domini canticum“ während seiner Zeit als Kapellmeister an der Kirche Saint Louis in Paris (um 1690). Das Werk steht in der Tradition der Oratorien Carissimis und seiner Zeitgenossen, wird aber eher als „Grand Motet“ oder „Histoire sacrée“ bezeichnet, eine Gattung, in der Charpentier auf einmalig hohem Niveau komponierte. Es ist wohl für die Aufführung während der Messe am Weihnachtstag gedacht, hatte also eine liturgische Funktion, wie das zur Zeit Ludwigs des XIV. in Paris üblich war.

Der Text präsentiert die Weihnachtsgeschichte in drei Abschnitten: den Chor der Gläubigen, die eigentliche Geburtsgeschichte Jesu sowie die Verehrung durch die Hirten auf dem Felde.

Die Musik zeigt eine subtile Mischung französischer und italienischer Stilistik mit dramatischen Elementen.

Mit dieser erstmalig gebotenen Ausgabe liefert der ausgewiesene Charpentier-Experte Joel Schwindt eine wissenschaftlich-kritische Edition des Werkes unter Berücksichtigung aller Quellen. Ein ausführlicher Textteil mit kritischem Bericht wird allen Urtextkriterien gerecht.