Franz Liszts Oratorium „Christus“ fügt sich in seiner Absicht, das Leben Jesu von der Geburt über die Passion bis zur Auferstehung musikalisch zu erfassen, nahtlos in die Tradition der am Bibelwort orientierten Oratorien nach Händel ein. Dabei geht es Liszt trotz der vertrauten Sujets weniger um die Darstellung des Wirkens Jesu als um die meditative Wirkung, zu deren Zweck er auf die ganze Breite musikalischer Mittel zurückgreift: Symphonische Klanggestaltung neben schlichtem Kirchenliedstil, modal geprägte Harmonik neben kühner Chromatik, unterschiedliche Vokal- und Instrumentalbesetzungen bis hin zur rein instrumentalen Meditation prägen mit starken Kontrasten die gesamte Komposition. David Friddles Ausgabe veröffentlicht erstmalig den Urtext des „Christus“ auf der Basis aller verfügbaren Quellen. Der umfangreiche Einleitungstext gibt auch Informationen zu aufführungspraktischen Fragen der damaligen Zeit. Der Klavierauszug zur Ausgabe enthält eine phonetische Umschrift sowie eine deutsche und englische Übersetzung der lateinischen Originaltexte im Anhang.