Nach zwei Bänden mit den acht Orgelsonaten wird die anerkannte Werkausgabe des französischen Komponisten Alexandre Guilmant (1837–1911) mit Kompositionen für den liturgischen Gebrauch fortgesetzt. Überschaubar in der äußeren Form und reduziert im technischen Anspruch spiegeln die Stücke die Grundhaltung Guilmants wider, Werke für die kirchliche wie konzertante Praxis schaffen zu wollen. Stilistisch charakteristisch für diese Stücke ist neben dem Stimmungsvoll-Bekenntnishaften die Verwendung transparenter Satztechnik auf hohem gesanglich-melodischem Niveau.

Der erste „Zyklus“ besteht aus vier Kompositionen und kann als „Gregorianische Suite“ verstanden werden, der zweite (Choral, Magnificat, „La Crêche“) als weihnachtliche Suite.

Die „Trois Oraisons“ sind so etwas wie Guilmants Schwanengesang. Der Komponist formuliert hier in meditativ-improvisatorischer Geste sein spirituelles Anliegen einer abgeklärten Orgelsprache und vereint dabei auf geniale Weise wagnersche Tonsprache mit lisztscher Verinnerlichung.