Carl Piutti (1846–1902) war Dozent am Leipziger Konservatorium und Organist an der Thomaskirche zu Leipzig. Er schrieb zahlreiche Orgelwerke im neuromantischen Stil, unter anderem Zweihundert Choralvorspiele für die Orgel op. 34.

Diese Vorspiele gehörten in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts zur einschlägig bekannten liturgisch gebundenen Orgelmusik. Bei ihnen ist die Vermischung von Choralfortspinnung, melodischer Figuration, Harmonisierung, toccatenhafter Belebung und Imitation nie Selbstzweck, sondern stets dem Wesen der jeweiligen Choräle angeglichen.

In der melodischen Struktur sind Einflüsse Mendelssohn Bartholdys spürbar. Im Rahmen der Vorbemerkung zur Erstausgabe schreibt der Komponist selbst: „Die Stücke dieser Sammlung sind alle für den Gottesdienst geschrieben. Sie lassen sich mit wenigen Ausnahmen gleich gut als Vor- und Nachspiele verwenden. Können die kurzen nur als schlichteste Einleitung zum Gesang eines Liedes gelten, so werden die längeren vorwiegend als Nachspiele oder als Festvorspiele am Platze sein. Die Mehrzahl der Stücke ist leicht; wirklich schwere gibt es unter ihnen nicht; viele davon wird ein geübter Organist vom Blatt spielen, wenn er sie einmal überlesen hat.“

Gegenüber der Erstausgabe wurden die Tonarten der auf drei Bände geplanten Edition dem „Evangelischen Gesangbuch“ und dem „Gotteslob“ angeglichen.