Wilhelm Middelschulte (1863–1943) studierte Kirchenmusik in Berlin und wirkte seit dem Jahre 1891 als Direktor der Orgelabteilung des American Conservatory in Chicago und des Wisconsin Conservatory in Milwaukee. Er war als Orgelvirtuose in den USA schulbildend . Kein Geringerer als Ferruccio Busoni bezeichnete Middelschulte als „Meister des Kontrapunktes“ und größten Kontrapunktiker seit J. S. Bach. Middelschultes Œuvre besteht ausschließlich aus Orgelwerken.

Er war ein „moderner Klassizist “, einerseits fest in der Tradition des 19. Jahrhunderts verwurzelt, andererseits durch einen starken Rückbezug auf barocke kontrapunktische Formen, insbesondere auf Werke Johann Sebastian Bachs, bemüht, seine Epoche zu überwinden. So verband sich das Idealbild des romantischen Virtuosentums mit einem musikalischen Konzept, das trotz seiner historischen Vorbilder weit mehr als bloßer Historismus war.

Die Passacaglia d-Moll bewegt sich formal auf der Ebene der berühmten bachschen c-Moll-Passacaglia . Die „ Canones und Fuge über den Choral ‚Vater unser im Himmelreich’ “ beweisen eine formale Strenge, die typisch für das Werk Middelschultes ist.