Vorwort
Meine vier Intermezzi für Streichquartett sind auf Anregung der Gesellschaft für Kammer- musik Basel hin und auch in deren Auftrag entstanden.
Zum einen sehe ich sie als selbstständige kurze Sätze, die später als Basis für mein fünftes Streichquartett dienen könnten, der Konstellation einer Uraufführung im Zusammenhang mit den sechs Quartetten Op. 50 von Joseph Haydn habe ich auf der anderen Seite doch ganz bewusst gerecht zu werden versucht. Inwiefern jedes der kleinen Stücke einem von Haydn stammenden Keim entspringt , präsentiert sich nicht direkt an der Oberfläche. So korrespondiert zum Beispiel mit dem Spiel mit der vertikalen Spiegelung eines Motivs im Finale von Haydns Op. 50/1 in meinem ersten Intermezzo eine ( diotonisch ) spiegelgetreue Gegenbewegung in der Gleichzeitigkeit.
Das Tonika-Dominant-Pendel zu Beginn des ersten Satzes von Op. 50/2 hat mich angeregt zu einer Bordunbildung in Es/B, was zum Ausgangspunkt eines sich primär im Harmonischen entfaltenden zweiten lntermezzos wurde.
Das dritte Intermezzo steht wie der letzte Satz von Op. 50/4 im 6/8-Takt. Statt in einer Fuge habe ich mich hier allerdings in der Menuett/ Scherzoform versucht. Als einen in die Zeit gestreckten Doppelpunkt könnte man schließlich das vierte Intermezzo begreifen. Es mündet in eine sechs Töne umfassende Figur, die aus der Silhouette des Kopfsatz-Hauptthemas von Op. 50/6 des großen Quartett-Pioniers abgeleitet ist und dazu so etwas wie ein Vor-Echo abgibt.
(Ulrich Stranz , 2000)