Zum Zeitpunkt, als sich Jean-Philippe Rameau für die Kantate interessierte, befasste sich die französische Form zumeist mit mythologischen, pastoralen oder allegorischen Inhalten. Als höchst populäres Genre wurden die Kantaten von Laien und professionellen Musikern in Konzerten und privaten Aufführungen sowie zu besonderen Begebenheiten aufgeführt.

Rameau indes erprobte an ihnen seine dramaturgische Begabung sozusagen in einer Art von „Mini-Opern“. Bislang waren von den sieben überlieferten Kantaten lediglich zwei erschienen: „Le Berger fidelle “ und „ Aquilon et Orithie “; in den jetzt vorliegenden Ausgaben sind also großartige Entdeckungen garantiert. Auch wenn der Kanon als Gattung eine untergeordnete Rolle in seinem Schaffen darstellt, so hat Rameau doch umso wichtigere Beispiele dazu beigetragen. Die gewagten Modulationen – in rätselhaften und humoristischen, festlichen und zotigen Schattierungen – bezeugen, wie ihre kontrapunktische Dimension ihn faszinierte. Die lediglich vier einzeln überlieferten Airs sind wohl als Gelegenheitswerke entstanden.

Die beiden Ausgaben basieren auf dem 2008 innerhalb der Gesamtausgabe erschienenen Band „Opera Omnia Rameau “, serie III, volume I, „ Cantates , Canons, Airs“ (BA 8855) und beinhalten folgende Werknummern: RCT 22-28 ( Cantates ), RCT 17-20 bis (Canons) und RCT 21 1 -21 4 (Airs). Sie enthalten in einer Umschlagmappe jeweils Partitur und Stimmen.

Fünf Kantaten benötigen neben der Continuo-Begleitung zwei „ obbligato dessus “, also obligate hohe Instrumentalstimmen. Die Wahl der Instrumente (Violine und/oder Flöte und/oder Oboe) ist frei, zudem können sie mehrfach besetzt werden. „ L’Impatience , Les Amants trahis “ und „ Orphée “ sehen zudem eine Bassgambe vor, deren Funktion zwischen einem Concertato- und einem Continuo-Instrument wechselt. Im kammermusikalischen Einsatz wurde der (bezifferte) Continuo-Part auch lediglich mit Bass-Streichinstrumenten aufgeführt.