Ob Marlene Dietrich das Konzert in ihrem Repertoire hatte, als sie, noch ein junges Mädchen, von Friedrich Seitz (1848–1918) in Dessau Geigenunterricht erhielt? Ihre Karriere nahm bekanntlich eine andere Richtung – das Schülerkonzert in G-Dur op. 13 des zunächst in Magdeburg, ab 1884 dann in Dessau als Konzertmeister und Violinlehrer tätigen Seitz aber gehört noch heute zu den beliebtesten und wirkungsvollsten Vorspielstücken junger Geiger auf dem Weg zur großen Bühne.

Die 1893 erstmals veröffentlichte Komposition umfasst, ganz der Gattungskonvention folgend, drei Sätze: ein charmant zwischen Konzert- und Salonmusik pendelndes Allegro non troppo, ein sentimental-pathetisches Adagio in Moll und als Finale ein heiteres Rondo im 6/8-Takt. Wie fast alle Werke des engagierten Musikpädagogen Friedrich Seitz steht auch dieses in der Tradition des „facile et brillant“, indem es mit geringen spieltechnischen Anforderungen größtmögliche Wirkung im Gestus virtuoser Konzertliteratur erzielt. Für die Ausführung genügt es, wenn der Schüler die erste Lage sicher beherrscht. In schnellen Passagen ist eine gute Koordination der linken und der rechten Hand gefragt. Einfache Doppelgriffe, Détaché-, Legato- und elementare Spiccato-Striche trainieren das technische Vermögen. Typische Formteile wie der Kadenzeinschub im ersten Satz und die schönen, einprägsamen Melodien fördern die gestalterische Fantasie – der Schüler erlebt, welchen Spaß das Spiel ‚virtuoser‘ Literatur machen kann!

Die Ausgabe erscheint in der Reihe „Bärenreiter’s Concert Pieces“, die die populärsten Konzerte und Konzertstücke für junge Geiger umfasst. Herausgeber ist der international renommierte Violinpädagoge Kurt Saßmannshaus. Er hat die Solostimme mit Angaben zu Fingersätzen und Bogenstrichen versehen und erläutert in einem kleinen Vorwort die spieltechnischen Voraussetzungen.