„ Sérieuses “ sollten sie sein, die Variationen op. 54, mit denen sich Felix Mendelssohn Bartholdy 1841 an einem Benefiz-Album zugunsten eines Beethoven-Denkmals in Bonn beteiligte. Das Attribut verweist weniger auf den musikalischen Charakter des Werks als auf die Absicht des Komponisten, sich durch besonderen kompositorischen Anspruch von den vor allem auf applausträchtige Virtuosität setzenden „ Variations brillantes“ der Zeit zu unterscheiden. Und gerade die kompositorische Kunstfertigkeit haben Pianisten, Komponisten und Musikhistoriker im Ohr, wenn sie Mendelssohns Variations sérieuses op. 54 als eines der Schlüsselwerke romantischer Klaviermusik bezeichnen.

Die Variationen op. 54 gaben den Anstoß zu einer weiter reichenden Beschäftigung des Komponisten mit der Gattung. Unmittelbar im Anschluss daran entstanden die Variationen Es-Dur op. 82 und B-Dur op. 83, die freilich erst posthum veröffentlicht wurden – Werke „leichteren“ Charakters sowohl hinsichtlich ihres Tonfalls als auch ihres spieltechnischen Anspruchs.

Mit den Opera 54, 82 und 83 versammelt die Ausgabe die drei bedeutendsten Variationswerke Mendelssohns für Klavier. Dabei bietet sie über die Fassungen der Erstausgaben hinaus erstmals auch die zahlreichen handschriftlich überlieferten Varianten. Sie gewährt damit nicht nur Einblick in den Entstehungsprozess der Stücke, sondern eröffnet dem Interpreten auch ein weites Feld künstlerischer Auseinandersetzung.