Die „Charakterstücke“ op. 7 und die „Kinderstücke“ op. 72 sind Mendelssohns meist beachtete Klavieralben neben seinen Liedern ohne Worte und den „ Variations sérieuses “ op. 54. Von den Charakterstücken sprach Robert Schumann als einem „interessanten Beitrag zur Entwicklungsgeschichte“ des „Meisterjünglings“:
Die in der Mehrzahl 1827 entstandenen Kompositionen verdanken sich wesentlich dem Unterricht bei Carl Friedrich Zelter in Berlin, der seinen Schüler zur schöpferischen Auseinandersetzung mit dem strengen Stil der „Alten Musik“, insbesondere derjenigen Johann Sebastian Bachs, anhielt, ihn aber gleichzeitig, wie er selber sagte, getrost von „Drachen und Kobolden“ träumen ließ.

Das Klavier gehörte im 19. Jahrhundert zu den festen Requisiten der Pädagogik. Die Forderung nach einer klavieristischen Schulung im Kindesalter führte rasch zur Ausbildung eines dieser Lebensphase angemessenen Repertoires. Kinderalben boomten besonders zur Jahrhundertmitte hin und waren beliebte Geschenke zu Kindergeburtstagen, Weihnachten und ähnlichen Gelegenheiten.

Mendelssohns Kinderstücke op. 72 erschienen in seinem Todesjahr 1847 in London im Druck als „Christmas Present for His Young Friends “.

Die Ausgabe enthält die beiden Klavierzyklen jeweils in der Fassung der Erstausgabe, bietet in einem umfangreichen Anhang darüber hinaus aber auch autograph überlieferte Varianten- und Frühfassungen an.