Walther Dürr legt nun als Fortsetzung der neuen Urtext-Ausgabe der Schubert-Lieder den sechsten Band in hoher, mittlerer und tiefer Lage vor. Während die Bände 1 bis 4 dieser Ausgabe vorwiegend Lieder enthalten, die Schubert selbst zum Druck gegeben hat, findet man in den Bänden 5ff. die übrigen Lieder in der Reihenfolge des Deutschverzeichnisses, d. h. im Prinzip chronologisch geordnet.

Die Lieder des sechsten Bandes sind im Zeitraum zwischen Herbst 1814 und Frühjahr 1815 entstanden. Mit „Nachtgesang“ (D 119) und „Trost in Tränen“ (D 120) wendet sich Schubert zum ersten Mal intensiver dem Strophenlied in strenger Form zu. Diese Hinwendung findet parallel zu seiner erstmaligen Beschäftigung mit Goethe statt. Schubert, zu dieser Zeit Hilfslehrer an der Schule seines Vaters, orientiert sich in dieser Zeit an der sogenannten „Berliner Liederschule“, vor allem an den Liedern von Johann Friedrich Reichardt. Zu Beginn des Jahres 1815 inspirierten ihn hauptsächlich die Texte von Theodor Körner, dazwischen erschienen jedoch auch immer wieder Vertonungen von Goethe- und Schiller-Gedichten.