Das erste Stück „Sicut ros Hermon“ (wie der Tau des Hermon, Ps. 133) meditiert über das Fließen der Gnade Gottes, wobei sich die anfänglichen, langsam absteigenden Harmoniefolgen zu einem emphatischen Gesang entwickeln, gefolgt von einer innigen, choralartigen Coda.
„Si sumpsero pennas auroræ“ (Nehme ich auch die Flügel des Morgenrots, Ps. 139) bezieht sich auf das hochpoetische, tröstliche, aber auch mahnende Bild des Psalms: So weit uns die Flügel tragen mögen, Gottes Hand wird uns fassen. Wir entkommen weder seiner Gnade noch seinem Gericht. Gegen Ende dieses so eindrucksvollen Satzes vermittelt die Musik geradezu haptische Momente: man fühlt sich plötzlich von der machtvollen „Hand“ des Tuttiklanges ergriffen. Schließlich findet die Musik wieder zurück zur Ruhe des Beginns, doch findet sich in den dialogischen Figurationen ein Widerhall des Erlebten und Erkannten.