Brahms komponierte seine „Violinsonate in A-Dur“ im Sommer 1886. Das Werk wurden schnell Teil des Standardrepertoires und ist es bis heute geblieben. Es wird hier in einer sorgfältig edierten Bärenreiter-Urtextausgabe vorgelegt. Es erscheint mit einer Urtextstimme, frei von herausgeberischen Zusätzen, sowie einer zweiten Geigenstimme, die Fingersätze und Strichbezeichnungen von Clive Brown, jedoch basierend auf der Praxis zeitgenössischer Geiger, enthält.

Wichtiger Bestandteil der neuen Edition ist ihr umfangreiches Vorwort. Zum einen informiert dieses über die Entstehungsgeschichte des Werks, Aufführungen vor der ersten Veröffentlichung, Publikationen und frühe Rezeption. Außerordentlich bemerkenswert sind die enthaltenen Hinweise zur Aufführungspraxis. Hier gehen die Herausgeber von der Prämisse aus, dass sich schon wenige Jahrzehnte nach Brahms’ Tod eine Kluft zwischen den Vorstellungen des Komponisten und der Aufführungpraxis des frühen 20. Jahrhunderts auftat.
In sehr konkreter und praxisnaher Weise fassen die Herausgeber wesentliche Aspekte zum Verständnis der Brahmsschen Notation zusammen im Hinblick auf Rhythmus und Tempo, Dynamik und Akzente, Punkte und Striche, Bindungen und non legato, Pedal und Fingerpedal (Klavier), Arpeggio und Asynchronie (Klavier), Streicherfingersätze, Flageoletts und Vibrato (Streicher). So vermitteln die Edition einen faszinierenden und oft überraschenden Einblick in die Aufführungspraxis der Romantik.