„1. X. 1905“, Janáceks bedeutendes Klavierwerk, das üblicherweise als Sonate bezeichnet wird, hatte ein bewegtes Schicksal. Die Komposition bestand ursprünglich aus drei Sätzen und wurde vom Tod eines tschechischen Arbeiters, der während einer Demonstration in Brünn vom Militär erschossen wurde, inspiriert. Kurz vor der Uraufführung des Werkes im Jahre 1906 vernichtete der Komponist jedoch zunächst den letzten Satz und anschließend, nach einer privaten Aufführung des Stücks in Prag, auch noch die verbliebenen beiden Sätze.

Erst während der Feierlichkeiten zu Janáceks siebzigstem Geburtstag brachte die Pianistin, die das Werk uraufgeführt hatte, den Mut auf, es noch einmal für den Komponisten aus ihren eigenen Noten zu spielen. Daraufhin entschied Janácek schließlich, das Werk doch noch verlegen zu lassen. Der Notentext, der auf der „Kritischen Gesamtausgabe der Werke von Leos Janácek“ basiert, ist mit praxisorientierten Fingersatzvorschlägen versehen.