Die Klavierstücke op. 116 bis 119 entstanden 1892/93 und sind die letzten Sammlungen, die Brahms dem Instrument gewidmet hat. Kompositorisch bemerkenswert ist hier vor allem die Hinwendung zur „kleinen Form“, die einhergeht mit einer gegenüber dem früheren Schaffen nochmaligen Steigerung des musikalischen Ausdrucks. Clara Schumann, die wohl heimliche Widmungsträgerin der Klavierstücke, schrieb im November 1892 in ihr Tagebuch: „eine wahre Quelle von Genuß , Alles, Poesie, Leidenschaft, Schwärmerei, Innigkeit, voll der wunderbarsten Klangeffekte […] In diesen Stücken fühle ich endlich wieder musikalisches Leben in meine Seele ziehen und spiele wieder mit wahrer Hingebung.“
Nach den Klavierstücken op. 118 (BA 9630) komponierte Brahms im Sommer 1893 in dem im Salzkammergut gelegenen Kurort Bad Ischl auch seine letzte Sammlung mit Klavierstücken, die drei Intermezzi und die Rhapsodie op. 119. Gern hätte der Verleger Simrock für das Titelblatt der Ausgabe einen griffigeren Namen gehabt, aber Brahms beschied ihm deutlich, „Monologe oder Improvisationen kann ich leider diesmal durchaus nicht sagen, mit dem besten Willen nicht. Es bleibt wohl nichts übrig als ‚Klavierstücke‘!“


Der Herausgeber
Christian Köhn lehrt an der Musikhochschule Detmold. Einer seiner künstlerischen Schwerpunkte liegt auf dem Klavierwerk von Johannes Brahms. Mit seiner Duo-Partnerin Silke-Thora Matthies wurde er u.a. Preisträger beim ARD Musikwettbewerb in München und spielte mit ihr die weltweit erste Gesamtaufnahme sämtlicher Werke für Klavierduo von Johannes Brahms ein. Für Bärenreiter hat er neben den Serenaden op. 11 und 16 für Klavier zu vier Händen (BA 6570/BA 6571) bereits auch zahlreiche Werke für Klavier solo von Johannes Brahms herausgegeben.