Schuberts bekannte Sammlung der "Moments Musicaux“ erschien 1828, im letzten Lebensjahr des Komponisten, doch reicht die Entstehung einzelner Stücke bis zum Anfang der 1820er-Jahre zurück. 1823 veröffentlichte Schubert seine überaus populäre "Air russe“, das spätere dritte der "Moments Musicaux“, im Jahr darauf das akkordische sechste unter dem Titel "Plaintes d’un Troubadour“. Die facettenreichen lyrischen Stimmungsbilder eignen sich durch ihre reizvolle Vielfalt bei gleichzeitig maßvollen spieltechnischen Anforderungen sehr gut für den Klavierunterricht und sind unverzichtbarer Bestandteil des Konzertrepertoires.

Im Herbst 1827 komponierte Schubert acht "Impromptus“ zur Veröffentlichung als geschlossene Sammlung bei Haslinger in Wien. Als der Plan sich zerschlug, bot Schubert seine "Impromptus“ Schott als Stücke an, die "jedes einzeln oder alle vier zusammen erscheinen können“. Die Bezeichnung der Werke geht möglicherweise auf den Verleger Haslinger zurück, Schubert übernahm sie aber auch für seine später als op. posth. 142 publizierte Sammlung. Die lyrisch-romantischen Werke, die für den fortgeschrittenen Klavierschüler geeignet sind, tragen den Charakter von Sonatensätzen. Bereits Robert Schumann, der sie als Teile einer viersätzigen Sonate begriff, wies in seiner Rezension der zweiten, 1839 bei Diabelli erschienenen Sammlung darauf hin.

Die beiden kritisch-praktischen Urtext-Editionen (BA 9647, BA 9648) präsentieren den Notentext der "Neuen Schubert-Ausgabe“ erstmals im großzügigen Neustich, der mit leichten Wendestellen versehen ist, und machen Schuberts beliebten Zyklus der "Moments Musicaux“ bei Bärenreiter als Einzelausgabe zugänglich. Die Fingersätze berücksichtigen wesentliche Aspekte der Aufführungspraxis zur Zeit Schuberts ebenso wie das Spiel auf dem modernen Konzertflügel. Ein eingehendes Vorwort sowie aufführungspraktische Hinweise und quellenkritische Anmerkungen runden die Ausgabe ab.


Mario Aschauer
studierte Klavier, historische Tasteninstrumente, Dirigieren und Musikwissenschaft in Linz, Salzburg und Wien. Er konzertiert als Solist und Kammermusiker, u.a. mit dem österreichischen Calamus-Consort, und erarbeitete sich ein breit gefächertes Repertoire auf Fortepiano, Cembalo und Orgel. Seit 2008 ist Mario Aschauer Mitarbeiter der "Neuen Schubert-Ausgabe" und versieht einen Lehrauftrag an der Universität Wien. Seine Forschungstätigkeit konzentriert er insbesondere auf Fragen der Aufführungspraxis europäischer Kunstmusik des 17.–19. Jahrhunderts. 2011 erschien im Bärenreiter-Verlag seine Dissertation als "Handbuch Clavier-Schulen. 32 deutsche Lehrwerke des 18. Jahrhunderts im Überblick“ (BVK 2212).