Nach dem Tode Franz Schuberts plante der Wiener Musikverleger Anton Diabelli eine „gleichartig ausgestattete Gesamtausgabe“ der Werke des jung verstorbenen Komponisten. Während er darin andere Liederhefte weitgehend unverändert aufnahm, ließ er den beliebten Zyklus „Die schöne Müllerin“ überarbeiten und neu stechen. Tatsächlich enthält die mit einer schmückenden Vignette versehene Neuausgabe zahlreiche Veränderungen gegenüber dem Erstdruck. Sie gehen auf „Manieren“, also Ausschmückungen des damals berühmten Schubert-Sängers Johann Michael Vogl zurück, die teilweise Schuberts Zustimmung fanden, teilweise aber auch seinen Widerspruch. In jedem Fall war Vogls Sangeskunst anerkannt und löste allerorten ”allgemeines Entzücken” aus. Obwohl Franz Schubert seine Lieder in dieser Form nie in Druck gegeben hätte, ist die Diabelli-Ausgabe jedoch für Sänger unserer Tage, als Ergänzung zur Urtext-Ausgabe, eine Quelle zur Aufführungspraxis des Liedvortrags in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Und für Liebhaber ist das Faksimile ein schönes Geschenk.