Als Joseph Haydn, der Begründer der Gattung Streichquartett, 1809 in Wien stirbt, schickt sich der elfjährige Schubert gerade an, die Grundlagen für seine eigene kompositorische Laufbahn zu erarbeiten. Seine frühen Streichquartette bis 1813 überraschen durch ihr unkonventionelles Aussehen, nehmen aber dennoch auch auf Haydn Bezug. Dieses Spannungsfeld beschreibt die Studie von Salome Reiser einerseits in Form- und Stilanalysen, andererseits mit einem neuartigen Ansatz. Dem heutigen, auf die Linie Haydn-Mozart-Beethoven zugeschnittenen Gattungsverständnis wird dasjenige der Schubert-Zeit an die Seite gestellt. Resultat ist nicht nur eine veränderte Sichtweise auf eine singuläre Experimentierphase in Schuberts Œuvre, sondern zugleich auch der Einblick in die bislang nur unzureichend aufgearbeitete Geschichte des Wiener Streichquartetts zur Zeit Schuberts und Beethovens.