Hotteterres Traktat, das 1707 erstmals erschien, ist die erste Schule, die sich mit den Prinzipien der Flûte traversière befasst und diese in systematischer Form für das Selbststudium vermittelt. Die kleinschrittige, leicht verständliche Anleitung legt nahe, dass das autodidaktische Studium im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten des Schülers funktionierte, und ist heute noch nachvollziehbar, auch wenn man einige Anregungen zur Haltung und zum Ansatz differenzieren würde. Die knappen hinzugefügten „Traités“ für die Blockflöte und die Oboe sind deutlich aus der Perspektive des Querflötenspiels geschrieben. Auf jeden Fall ermutigt Hotteterre die Leser dazu, einmal ein anderes Instrument in die Hand zu nehmen. Die kann auch als Hinweis auf die flexible Musizierpraxis seiner Zeit verstanden werden, denn viele der Werke waren damals variabel besetzbar. Wer sich heute mit historischer Aufführungspraxis im Bereich der Holzblasinstrumente beschäftigt, kommt an Hotteterres damals weitverbreiteter Schrift nicht vorbei.