Obwohl die „Cantiones sacrae“ in der Forschung seit jeher als das „modernste“ Werk des Dresdner Hofkapellmeisters gelten, standen sie, auch in der musikalischen Praxis, eher im Schatten anderer Werksammlungen von Heinrich Schütz. Mit ihren lateinischen Texten (zum großen Teil mystische Gebetstexte), die Schütz mit auffälligen harmonischen und satztechnischen Mitteln musikalisch umgesetzt hat, scheinen diese Motetten nicht so recht zu dem vermeintlichen „Kirchenmusiker“ Schütz, der ansonsten überwiegend Bibeltexte in deutscher Sprache vertont hat, zu passen. Heide Volckmar-Waschk untersucht diese hochinteressanten kammermusikalischen Werke in ihrer je individuellen Gestalt und ihrem religiösen Gehalt. Die Betrachtung der Stücke erfolgt in engem Bezug zur zeitgenössischen Musiklehre, und auch ein Exkurs zur Zahlensymbolik bietet grundsätzliche Einblicke in die Musik des 17. Jahrhunderts. Daneben werden die in der Tat ungewöhnliche Textwahl sowie der weitgehend im Dunkeln liegende Entstehungshintergrund beleuchtet. Eine deutsche Übersetzung aller Texte sowie zahlreiche Notenbeispiele runden diese Gesamtdarstellung von Schütz' Opus 4 ab.
Heide Volckmar-Waschk studierte Musikwissenschaft, Geschichte und Romanistik in Münster und Bonn. Sie ist Fachreferentin für Musik in der Universitäts- und Landesbibliothek Bonn und Herausgeberin der Neuedition der „Cantiones sacrae“ innerhalb der Neuen Schütz-Ausgabe.