Johann David Heinichen (1683–1729) war in erster Linie Musiker und Komponist. Dies prägt den Charakter seiner beiden prominenten Bücher, der nun erstmals als Reprint verfügbaren „Neu erfundenen und Gründlichen Anweisung zu vollkommener Erlernung des General-Basses“ (Hamburg 1711) und des darauf basierenden Werkes „Der General-Bass in der Composition“ (Dresden 1728): Beide enthalten neben ihrem engeren Thema, der Generalbasslehre, auch Erörterungen von Grundfragen der Musikanschauung. Die Abweichungen zwischen dem hier vorgelegten Generalbass-Traktat Heinichens von 1711 und der späteren Generalbasslehre von 1728 sind gravierend. Zwischen dem Erscheinen der beiden Lehrbücher liegt Heinichens siebenjähriger Italien-Aufenthalt, der mit seiner Anstellung als kurfürstlich-sächsischer und königlich-polnischer Hofkapellmeister endete. Der Vergleich beider Bücher beleuchtet das Verhältnis von deutscher Musiktradition, aus der Heinichen kam, und italienischer Modernität, zu der er sich hingezogen fühlte.

Wolfgang Horn
ist Professor für Musikwissenschaft an der Universität Erlangen. Neben zahlreichen Veröffentlichungen zur Musik und Musiktheorie des 15. bis 18. Jahrhunderts ist er der Herausgeber von Carl Philipp Emanuel Bachs „Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen“.