„ Così fan tutte “ ist eine der meistgespielten Opern weltweit und zugleich eines der am gründlichsten missverstandenen Werke überhaupt. Dieses Buch unterzieht die Oper einer historisch fundierten Neudeutung und zeigt, dass die Liebesthematik Träger politischer Inhalte ist.

1789 – das Jahr der Französischen Revolution. Das ist der Sturm auf die Bastille, der Marsch auf Versailles und die Gefangennahme des Königs, das ist die Erklärung der Menschenrechte. Ganz Europa hält den Atem an, alles schaut nach Frankreich. 1789 schreiben Mozart und Da Ponte die Oper „Così fan tutte “, unmittelbar nach Ausbruch der Französischen Revolution. Ein heiteres Rokoko-Spiel um die Unbeständigkeit der Liebe? Constanze Natosevic zeigt, dass „Così“ weit mehr ist als das und etwas anderes als „ein elendes Ding, das alle Weiber herabsetzt“, wie 1791 der Rezensent Friedrich Ludwig Schröder urteilte. Anhand der Auswertung zeitgenössischer Dokumente und einer umfassenden Beschäftigung mit Literatur, Kunst und historischen Ereignissen lässt die Autorin den verborgenen Kern der Oper sichtbar werden: die ungeheuren Umwälzungen in Frankreich und den Abschied vom Ancien Régime. Die Oper entpuppt sich so als komplexes Netzwerk aus Anspielungen und Codes, das direkt auf Frankreich deutet und das für die Zuschauer der Uraufführung im Jahre 1790 unmittelbar verständlich war .

Constanze Natosevic ,
Musikwissenschaftlerin und Violinistin, arbeitet als konzertierende Musikerin und als Musikjournalistin für verschiedene Rundfunkanstalten der ARD.