Grabmäler sind ernst oder grotesk, bescheiden oder pompös. Selten drücken sie den letzten Willen der Verstorbenen aus, zumeist haben die Nachgeborenen und Hinterbliebenen die Toten in Stein und Marmor verklärt. Nirgendwo liegen Kitsch und Kunst so eng beieinander wie auf Friedhöfen. An den Gräbern berühmter Komponisten zu verweilen, hat einen besonderen Reiz. Sie erinnern uns an die unvergänglichen Werke, die sie hinterlassen haben, und lassen uns in Ruhe diesen Werken nachlauschen. Peter Andreas hat auf den Friedhöfen Europas Komponistengräber aufgesucht und in stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Fotografien festgehalten: Beethoven in Wien, Berlioz auf dem berühmten Friedhof von Montmartre in Paris oder Igor Strawinsky auf San Michele, der Friedhofsinsel Venedigs. Die Fotografien werden durch kurze Texte und Gedichte ergänzt, die von den Komponisten selbst stammen, von ihnen Zeugnis ablegen oder allgemein von Tod und Leben sprechen. Diese Worte begleiten die Bilder – und den Spaziergänger – auf den Friedhöfen Europas. Sie wollen die Toten nicht verklären, sondern ihre Angst und Hoffnung und somit ihr Verhältnis zu Sterben und Tod ausdrücken. Sie sprechen aber auch von den Werken und von der Musik – der vergänglichsten aller Künste – und laden zum Nachdenken ein und zu einer Stille, die nicht das Gegenteil von Musik ist. In seinem Einleitungsessay beschäftigt sich Clemens Prokop, selbst ein passionierter Friedhofsbesucher, mit dem Älterwerden der Komponisten. Er verfolgt die Spur des Todes in großen Requiem-Kompositionen der Musikgeschichte und geht der Frage nach, was Komponisten bewegt, wenn der Tod ins Blickfeld rückt und damit das ewige Verstummen droht .

Peter Andreas
illustriert mit seinen Fotografien Bücher, die lebendige Kulturgeschichte erzählen. Seit 1968 sind zahlreiche Publikationen von ihm erschienen, z. B. die literarischen Bildbände „Katzen-Spiel und Geheimnis“, „Im Totengarten“, „Komm in mein umblühtes Haus“ und „In einer Laube grünem Raum – Idyll der Künstler“.

Michael Fischer
ist Herausgeber verschiedener Anthologien zum Thema Musik, etwa „Da berühren sich Himmel und Erde. Musik und Spiritualität“ oder „Was wäre das Leben ohne Musik. Gedanken und Gedichte“.

Clemens Prokop
ist leidenschaftlicher Musikwissenschaftler und -kritiker. Er publiziert u. a. in der „Süddeutschen Zeitung“, der „Financial Times Deutschland“ und in „Literaturen“.