Mit der Handschrift SA 4450 aus dem 1999 in Kiew wieder entdeckten und 2001 nach Berlin zurückgeführten Musikarchiv der Sing-Akademie zu Berlin steht der Musikpraxis und der Forschung seit kurzem eine der wichtigsten Quellen zum Schaffen Johann Jacob Frobergers (1616–1667) zur Verfügung. Die prachtvolle, vermutlich zwischen 1665 und 1670 vom Hamburger Organisten Johann Kortkamp nach autographen Vorlagen angefertigte Handschrift, enthält insgesamt 21 authentische Kompositionen Frobergers (sechs Toccaten , dreizehn Suiten und zwei Lamenti ). Sie bietet für einen Großteil der Werke erstmals zuverlässige Lesarten; daneben enthält sie nur hier überlieferte Werküberschriften, Erläuterungen und Widmungen, die wertvolles Material zur Biografie Frobergers liefern. Besonders bedeutsam ist, dass nun zwei programmatische Kompositionen Frobergers , die bisher einzig durch eine knappe Erwähnung Johann Matthesons bekannt waren, eindeutig identifiziert werden können: die „Allemande faite en passant le Rhin“ mit einer ausführlichen Beschreibung der musikalisch geschilderten Ereignisse und die „Plaincte faite â Londres pour passer la Melancolie“ mit einer aufschlussreichen autobiografischen Notiz über eine Reise des Komponisten nach England.

Die prachtvolle Handschrift gibt ein gewichtiges, für Wissenschaft und Praxis bedeutendes musikalisches Denkmal wieder, das durch die repräsentative Faksimileausgabe einem größeren Interessentenkreis zugänglich gemacht wird. Die Ergänzung des Faksimiles durch eine Übertragung in moderne Notenschrift macht die Ausgabe auch für den Praktiker unentbehrlich. [Vorwort und Kritischer Bericht deutsch/englisch]