Die musikhistorische Forschung verdankt der Frauen- und Geschlechterforschung unschätzbare Impulse: Auf der Suche nach den Anfängen der weiblichen Teilnahme am Musikleben zeigt sich, dass das 16. Jahrhundert eine Schlüsselfunktion einnahm. Die kulturellen Bedingungen der Renaissance und der entwickelten Hofkultur erlaubten es einer Komponistin erstmals, Werke drucken zu lassen und sie damit der Öffentlichkeit vorzustellen. Hier traten Frauen zum ersten Mal als professionelle Sängerinnen auf und Fürstinnen betätigten sich als musikalische Mäzenin. Aber auch die Verhältnisse in den anderen Ländern Europas geraten mit ihren spezifischen Formen weiblichen Kontakts mit Musik, mit ihren mentalen, politisch-gesellschaftlichen und institutionellen Voraussetzungen, Spielräumen und Aktionsfeldern in den Blick.