Im Galopp durch das Wagner’sche und deutsche Musiktheater. Ein Wort- und Ideenjongleur setzt dem Wagner-Pathos ein Funken sprühendes Divertimento entgegen. In sechs Kapiteln nimmt er die Leser mit in Wagners Welt – und durch deutsche Geschichte bis zur Gegenwart.

Literatur zu Richard Wagner füllt Bibliotheken. Da fällt ein kleines Buch kaum noch auf, mag man denken. Doch Axel Brüggemann stürzt sich auf das Thema, als gelte es, keinen Stein auf dem anderen zu lassen. In sechs Kapiteln taucht er voll Esprit in Wagners Kosmos ein: Vita und Werk, Töne und Theorien, Leben und Lieben, Ideen und Inszenierungen, Politik und Psychologie, Kult und Kritik, Mythos und Marketing sind seine Themen.

Gegenwart und Historie des ebenso genialen wie größen-wahnsinnigen Komponisten werden dabei durchlaufen:
- Wie hat Wagner seine Opern-Welt erfunden, die als globaler Weltentwurf gedacht war?
- Wie haben private Affären und politische Gegebenheiten seine Werke beeinflusst – und wie die Oper sein Leben?
- Wie haben sich Nietzsche, Shaw, Hitler, Stalin, Konwitschny und Schlingensief an seinem Œuvre abgearbeitet?
- Wie inszenierte sich Deutschland in Wagners Werk – auf der musikalischen, aber auch auf der politischen Bühne, von Ludwig II. bis hin zu „Wotan Schröder“ und „Kundry Merkel“?

Separat zu lesende Besprechungen sämtlicher Opern mit ihren Deutungen sowie – rechtzeitig zur neuen „Ring“-Inszenierung 2006 – ein eigenes „Ring-Buch“ führen auf unkonventionelle Weise in die Werke ein. Das Buch, gedacht für Wagner-Verehrer ebenso wie für Wagner-Verächter, ist mehr als ein Sachbuch: Es ist eine Sammlung kleiner Essays, die Wagners Lebens-, Leidens- und Schaffensgeschichte mit aufregend neuen Akzentuierungen nacherzählt. Und es ist ein völlig respektloses Buch, das höchst unterhaltsam Tiefen und Untiefen einer schillernden Gestalt und ihrer nicht minder schillernden Werke mit einem Feuerwerk von Pointen und Thesen erhellt.

Axel Brüggemann
(*1971) war Musikredakteur und Textchef der „Welt am Sonntag“. Inzwischen ist er als freier Journalist tätig für ARTE, den Deutschlandfunk, die BBC, die „Frankfurter Rundschau“, die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“. Mit spitzer Feder sticht er gern in pathetische Sprechblasen und bohrt sich in verhärtete Denkweisen. Zugleich versteht er es, dem wissenshungrigen Leser Informationen sprachlich köstlich zuzubereiten.