Die „Musurgia universalis“ (Rom 1650) des deutschen Jesuiten Athanasius Kircher ist wohl der umfangreichste Musiktraktat, der je geschrieben wurde. Melanie Walds Monographie greift einige Erklärungsansätze der jüngsten Forschung zur frühen Neuzeit auf und spürt vor diesem Hintergrund erstmals den vielfältigen Sinnebenen des Werkes nach, das Musiklehre, gesellschaftspolitische Handlungsanweisung und metaphysischer Gesamtentwurf sein will. Im Mittelpunkt steht Kirchers Ideal des universalwissenschaftlich gebildeten Komponisten und die einzigartige Verflechtung des seit 1600 maßgeblichen Affektpostulats mit dem transzendenten Anspruch der Musikauffassung der Zeit. So untersucht die Studie auch, wie sich Kircher in das an Umbrüchen und Neuorientierungen so reiche 17. Jahrhundert eingliedern läßt und welche Konsequenzen seine breit rezipierte Musikanschauung für eine Neubewertung damaligen Komponierens haben kann.