Kein Komponist der Neuzeit wurde so stark durch die politischen Umstände geprägt wie der Russe Dimitri Schostakowitsch. Ohne den Stalinismus hätte er einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Doch ausgerechnet an seiner Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ statuierte Stalin das Exempel, das die gesamte sowjetische Künstler-Avantgarde auslöschte. Seine Freunde und Kollegen wurden in Schauprozessen abgeurteilt, in den Archipel Gulag verlegt oder einfach umgebracht. Bernd Feuchtner zeigt, wie der Komponist es schaffte, zu überleben, ohne sich zu korrumpieren: Er legte sich eine offizielle Maske zu, doch in seine Werke zog er einen doppelten Boden ein, der jedem Gleichgesinnten seinen Widerstand deutlich machte. So wurden Schostakowitsch-Uraufführungen zu politischen Kundgebungen, gegen die selbst die Machthaber machtlos waren. Die Musik von Dimitri Schostakowitsch als klingendes Geschichtsbuch: Der russische Komponist hat in seinen Stücken die Empfindungen bewahrt, die die Menschen zur Zeit der stalinistischen Diktatur nicht zu äußern wagten. In seinem elegant geschriebenen Buch erläutert Bernd Feuchtner die auch heute noch Menschen in aller Welt berührenden, damals aber „gewagten“ Werke und ihre Hintergründe in allgemein verständlicher Weise.

Bernd Feuchtner
ist Journalist und Redakteur der Zeitschrift „Opernwelt“.