Das Schlagwort „Stunde Null” für das Jahr 1945 ist kein historiographischer Fachbegriff, aber eine einleuchtende Denkfigur. Sie meint nicht allein Kriegsende und Wiederaufbau, sondern bezieht Vorangegangenes und Nachfolgendes mit ein: einerseits die Jahre, als Menschen verfolgt oder vertrieben, Aufführungen verboten wurden; andererseits in der Nachkriegszeit die notwendige Bestandsaufnahme. Diese bot die Chance zu Neuem, das die folgende Entwicklung prägte.

Der Band geht auf ein Lübecker Symposion 2003 zurück und enthält zudem weitere Beiträge. Neben Untersuchungen zum Musikleben in Ost- und Westdeutschland sowie einem Blick auf Italien finden sich Aufsätze zu Hindemith, Erdmann, Zimmermann, Hartmann und dem jungen Henze.
Besonderes Gewicht kommt den Berichten dreier Zeitzeugen zu: dem von Peter Wapnewski (Eröffnungsvortrag) sowie den autobiografischen Darstellungen des Frankfurter Musikhistorikers Peter Cahn und von Walter Levin, dem langjährigen Primarius des Lasalle Quartetts und Kammermusik-Lehrer.