Die Melancholie spielte in Europas Kulturgeschichte immer wieder eine bedeutende Rolle. Und seit David dem schwermütigen König Saul auf der Harfe vorspielte, ist die Musik ihr wichtigstes Heilmittel, aber auch ihr klingender Ausdruck. Diese Zwitterrolle der Musik wurde um 1800 auf besondere Weise aktuell: Komponisten schufen nun melancholische Musik, die ohne Texte auskam und den scheinbar abstrakten Verlaufskriterien von Sonate, Streichquartett oder Konzert folgte.

Rund um Beethovens Quartett-Satz „La malinconia“ von 1801 untersucht Melanie Wald-Fuhrmann das scheinbare Paradox, dass gerade während der Entstehungszeit der sogenannten „absoluten“ Musik die Melancholie zu einem entscheidenden „Inhalt“ von Instrumentalmusik werden konnte. Zugleich wird die Musikästhetik der Jahrzehnte um 1800 völlig neu beleuchtet, die um die Konzepte von Empfindung, Charakter und Idee kreist.