Bis heute sind die Entstehungsumstände der Messe h-Moll nicht geklärt. War es bloß ein Werk für die Schublade, oder gibt es heiße Spuren, die nach Dresden, Leipzig und Wien führen, etwa zum Leipziger Erbhuldigungsgottesdienst oder zur Musikpraxis in der Dresdner katholischen Hofkirche?

Die sehr frühe Bach-Rezeption in Wien, wie sie von Otto Biba geschildert wird, könnte ein Indiz sein, das Michael Mauls These von einer „Wiener Spur“ unterfüttern hilft. Die Entdeckung der h-Moll-Messe in England nach 1800 verdient eine besondere Betrachtung ebenso wie die jüngere, auf Schallplatten dokumentierte Rezeption seit 1950.

Die theologischen Implikationen der Credo-Vertonung durch Bach stehen stellvertretend für den theologischen Reichtum des gesamten Werks.