Dass die russische Musik in Frankreich im späten 19. Jahrhundert mit Begeisterung aufgenommen wurde, zeigen vielzitierte Berichte anlässlich der Weltausstellung 1889 oder die Reaktionen des Publikums auf die „Ballets russes“ zwei Jahrzehnte später. Das Phänomen der musikalischen „Russophilie“ ist jedoch auch von grundlegender Bedeutung für die französische Musikkultur.

Inga Mai Grootes detaillierte Untersuchung über Präsenz und Einfluss dieses Repertoires ab den 1870er-Jahren verfolgt die Wirkungen im Bereich von Kunstmusik, Folklore und Populärmusik und diskutiert Aufführungskontexte, Repertoirezirkulation und zeitgenössische Reaktionen.
Die Rolle der russischen Musik lässt sich letztlich als die eines Katalysators für die französische musikalische Identitätsfindung interpretieren.

Inga Mai Groote
studierte Musikwissenschaft, Mittelalterliche/Neuere Geschichte und Italienische Philologie und ist Oberassistentin am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Zürich, wo sie sich 2013 habilitierte. Ihre aktuellen Forschungen konzentrieren sich auf die Musikgeschichte der Frühen Neuzeit und des späten 19. Jahrhunderts. Daneben bildet die Geschichte der Musiktheorie in Wechselwirkung mit anderen Disziplinen einen weiteren Schwerpunkt.