Die dritte Klaviersonate L. Fisers (1935-1999) entstand 1960 während des Studiums an der Akademie der Künste und der Musik unter der Leitung von Emil Hlobil. Die erste Hälfte der Sechzigerjahre ist eine Zeit, in der sich Fisers Sprache grundsätzlich verändert und der Komponist bald zu einer eigenen, persönlichen Handschrift findet, die sich in den Fünfzehn Blättern nach der Apokalypse von Albrecht Dürer manifestiert. Auch diese Sonate enthält einige wesentliche Merkmale, in denen eine Verschiebung in Fisers kompositorischer Entwicklung deutlich wird.

Das Stück besteht aus zwei Sätzen, ihr innerer Aufbau verlässt jedoch die traditionellen Formschemata. Die Großform ist unterteilt in mehrere kurze, gegenseitig kontrastierende Abschnitte. Die Gegensätze zwischen benachbarten Teilen entstehen durch die motivische Arbeit sowie die akkordische Faktur, und sie werden durch die Dynamik, das Tempo und weitere Ausdrucksmittel unterstützt. In harmonischer Hinsicht sind überwiegend traditionelle Akkorde oder verdichtete Varianten von ihnen verwendet, dennoch treten an einigen Stellen bereits Anhäufungen von Halbtönen oder Quartakkorden auf. Die Melodik ist noch überwiegend diatonisch, stellenweise setzt Fiser jedoch auch chromatische Fortgänge ein. In diesen neuen Elementen in der Dritten Sonate deutet sich das Bemühen um Vereinfachung sowie das Erreichen eines Höchstmaßes an Transparenz und durchschlagender Kraft an - ein Bemühen, das seit der Mitte der Sechzigerjahre zu einem grundlegenden Charakteristikum von Fisers Musik wird.

Die Sonate trug ursprünglich den zusätzlichen Titel Fantasia, den der Komponist später zurücknahm. Sie wurde 1961 von Ales Bílek uraufgeführt. Die neue Druckausgabe des Stückes basiert auf der bisher einzigen Ausgabe (Panton, 1967), lediglich einige zweifelhafte Stellen wurden mit der Handschrift des Komponisten verglichen (sie befindet sich im Nationalmuseum - Tschechisches Museum für Musik).