Adam Michna von Otradovice (cca 1600-1676), der bedeutendste tschechische Komponist des 17. Jahrhunderts, studierte im Jesuitenkolleg seiner Geburtsstadt, dem südböhmischen Jindrichuv Hradec. Dort war er vermutlich ab 1633 bis zu seinem Lebensende als Organist der Propsteikirche tätig. Bis vor kurzem war Michna nur als großer tschechischer Barockdichter bekannt – als Schöpfer von Kirchenliedern auf eigene Texte. Die 1989 gegründete Editionsreihe Adam Michna von Otradovice – Compositiones stellt ihn jedoch – in neuerer Zeit erstmals auch in einer kritischen Ausgabe – als hervorragenden Komponisten liturgischer Musik vor. Die Missa pro defunctis (Requiem) schließt die letzte und größte Sammlung von Michnas geistlichen Werken Sacra et litaniae, die 1654 in Prag erschien (sie enthält fünf Messen, ein Requiem, ein Te Deum und zwei Litaneien). Das Requiem stellt ein Werk der stillen, ausgeglichenen Trauer dar. Entgegen den bisherigen Werken Michnas ist es fast gänzlich fei von barocker Rhetorik und eher im polyphonen stile antico gehalten. Zur Ausgabe wurde es von Prof. Belský und J. Sehnal vorbereitet, die ein detailiertes Vorwort und einen kritischen Bericht verfassten (cz./ger./eng.).