Adam Michna von Otradovice (1600-1676), ein Zeitgenosse von Schütz und Carissimi, gilt als die bemerkenswerteste tschechische künstlerische Erscheinung des 17. Jahrhunderts. Er war nicht nur ein ausgezeichneter Komponist einfacher Kirchenlieder und elaborierter figuraler Werke, sondern hinterließ auch ein originelles dichterisches Werk. Das gesamte von ihm überlieferte Schaffen ist ausschließlich von der Welt der katholischen Spiritualität inspiriert.

Der 12. Band der Gesamtausgabe seines Werkes (Michna, Compositiones) enthält Litaniae de SS. nomine Jesu, Litaniae B. M. V. und Te Deum. Es handelt sich um den letzten Teil seiner ausgesprochen umfangreichen Sammlung geistlicher Kompositionen Sacra et Litaniae, die aus sechs Messen, zwei Litaneien und einem Te Deum besteht. Die einzelnen Werke der Sammlung stammen wahrscheinlich aus verschiedenen Zeiträumen. Die Sacra et litaniae erschienen 1654 und wurden wie die meisten Werke Michnas in der Akademie-Druckerei des Clementinums in Prag gedruckt. Die Litaniae de SS. nomine Jesu sind zurückhaltend im Ausdruck mit Wechseln von Tutti, konzertanten Soli und Doppelchörigkeit, die ihr einen feierlichen Charakter verleihen. Die vokale Besetzung erfordert zwei vierstimmige Chöre (jeder von ihnen mit vier “eigenen“ Solisten), als Begleitung sind zwei Violinen "cum aliis instrumentis ad libitum" vorgeschrieben – hier vier Violas. Die Litaniae B.M.V.-Komposition ist vokal mit einem fünfstimmigen Chor (zwei Soprane) und Solisten besetzt. Die Begleitung besteht aus zwei Violinen, Viola und gegebenenfalls weiteren Instrumenten “ad libitum“. Das Te Deum für vierstimmigen Chor mit Solisten, zwei obligaten Violinen und drei Posaunen ad lib. war für einen uns nicht bekannten feierlichen Anlass bestimmt.

Der außerordentlich informative, dichte Begleittext des Herausgebers (cz./eng./ger.) enthält neben den biographischen Daten und einer fesselnden Einordnung von Michnas Leben in die Geschichte seiner Zeit auch eine kurze und prägnante Charakteristik von Michnas Harmonie in seinen figuralen Kompositionen.